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ISSN 1614-2853
5. Jahrgang

Regionale Kreisläufe stärken

Foto:Zwick    
NEUMARKT. Vor zahlreichen Bürgermeistern, Wirtschaftsfachleuten und Händlervertretern präsentierte der Landkreis Neumarkt am Montag zusammen mit der Regina GmbH erstmals das gemeinsame Modellprojekt zur Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe.

Landrat Löhner stellte in seiner Begrüßung erfreut fest, dass auch sehr viele Bürgermeister und Wirtschaftsexperten von ausserhalb des Landkreises der Einladung gefolgt seien. Dies spreche für den bekannt guten Ruf des Landkreises in Sachen innovativer Regionalentwicklung.

Nachdem Uwe Krappitz von der Regina GmbH einen kurzen Rückblick auf bisherige Projekte gegeben hatte, kamen die beiden Projektverantwortlichen Mathias Dorn (Regina GmbH) und Roland Hadwiger (Landratsamt Neumarkt) zur Vorstellung des Konzepts.

Zur Einführung skizzierten sie zunächst die derzeitige Situation und die wirtschaftlichen Probleme, mit denen nicht nur die Region Neumarkt zu kämpfen hat: „Dank cleverer Werbestrategen scheint unsere Konsumwelt sehr einfach geworden zu sein. Geiz-ist-Geil lautet die Botschaft, und wer nicht billig kauft, ist blöd. Ein Markt, in dem der Preis das alleinige Argument ist, wird jedoch mittelfristig nur noch von großen Ketten und global operierenden Konzernen dominiert. Kleine und mittelständische Betriebe müssen über kurz oder lang aufgeben, weil sie dem Preisdruck nicht dauerhaft standhalten können. Dadurch gehen Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft verloren.“

Denn globale Konzerne schöpften Gewinne und Kaufkraft ab, ohne sie wieder in der Region zu reinvestieren. Qualifizierte Arbeitsplätze würden nur in geringem Maße geschaffen. Die Kommunen erhielten immer weniger Steuereinnahmen und könnten selbst immer weniger investieren. Die Einkaufslandschaft werde mit jeder Ladenschließung monotoner, die Marktmacht der Konzerne immer größer. Ein negativer Domino-Effekt sei längst in Gang gesetzt.

Der Landkreis Neumarkt will dieser Negativ-Entwicklung nicht tatenlos zusehen, sondern ihr aktiv entgegenwirken, indem regionale Wirtschaftskreisläufe aufgebaut und gestärkt werden.

Die Grundidee ist denkbar einfach: Wenn die Verbraucher ihr Geld nicht in globalen Billigmärkten oder Konzernfilialen ausgeben, sondern bei regionalen Händlern, bleibt es dem regionalen Kreislauf erhalten. Die regionalen Händler reinvestieren, schaffen Arbeitsplätze und damit neue Kaufkraft. Nach und nach entsteht daraus eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.

Doch die Theorie muß natürlich erstmal in der Praxis umgesetzt werden. Dazu sind mehrere Bausteine vorgesehen.

Regionale Allianz

Möglichst vielen örtliche Produzenten, Verarbeiter, Händler und Dienstleister schließen sich in einer Gesellschaft (Genossenschaft) zusammen, um eine regionale Allianz zu schmieden. Dieser Zusammenschluß soll eine regionale Identität und ein Wir-Gefühl erzeugen und regionale Wirtschaftskreisläufe unterstützen.

Natürlich bleibt jeder einzelne Händler völlig selbständig in seiner Geschäftstätigkeit, doch die regionalen Akteure bekommen eine gemeinsame Plattform, auf der sie die Vorteile regionalen Wirtschaftens gemeinsam betonen können und die Chancen für neue Netzwerke bietet.

Teilnahmekriterien: Wichtig ist, dass alle Beteiligten selber mit gutem Beispiel vorangehen und regional bewußt handeln. Schließlich ist jeder andere regionale Anbieter gleichzeitig auch ein potentieller Kunde. Ausserdem kann man vom Verbraucher nicht erwarten, dass er regional bewusst handelt, wenn man selbst dem „Geiz ist geil“ -Prinzip frönt.

Die Gesellschaft allein bewirkt jedoch noch sehr wenig, so die Aussage von Mathias Dorn. Wichtig sei, den Verbraucher von den Vorteilen regionalen Handelns zu überzeugen:

Kampagne zur Bewußtseinsbildung

Dass wir mit der „Geiz-ist-Geil“-Euphorie nach und nach den Ast absägen, auf dem wir noch einigermaßen komfortabel sitzen, ist eigentlich vielen Menschen durchaus bewusst. Aber dieses „eigentlich“ reicht oft nicht aus, das eigene Einkaufsverhalten tatsächlich zu verändern.

Diese Problematik müsse ganz klar und deutlich thematisiert werden, so die Botschaft. „Wir müssen den Menschen klar machen, dass bewusstes regionales Einkaufen die eigenen Lebensgrundlagen auf Dauer erhalten kann und die Geiz-ist-geil-Mentalität in die Sackgasse führt. Dass sie mit ihrem Einkaufsverhalten letztendlich auch ein Stück soziale Verantwortung tragen. Jeder Verbraucher soll wissen: Er kann durch seine Einkaufsentscheidung letztendlich Arbeitsplätze und Lehrstellen in der Region schaffen (erkaufen) oder verkaufen!“

Slogan: „Geiz ist geil“? – zu den riesigen Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Landrat oder Bürgermeister!

Das regionale Handeln und Wirtschaften muß jedoch durch geeignete Mittel nachhaltig etabliert werden.

Bonussystem

Alle interessierten regionalen Betriebe können daher branchenübergreifend an einem gemeinsamen Bonussystem teilnehmen und dadurch ein Netzwerk schaffen. Damit ist es möglich, das Thema Regionalität auf Dauer präsent zu halten, indem dem Verbraucher kontinuierlich Anreize geboten werden, regional zu handeln.

„Unterstütze Deine Region, und die Region unterstützt Dich“, so könnte die Botschaft lauten.

Nachdem mit dieser Vision die Projektvorstellung beendet war, nutzten die Anwesenden die Gelegenheit noch für eine lebhafte Diskussions- und Fragerunde. Zum Schluß steckte Roland Hadwiger nochmals das weitere Vorgehen ab: „In den nächsten Wochen wollen wir insbesondere mit den Händlern intensive Kontakte knüpfen". Interessenten können sich ab sofort bei ihm melden. "Ab Mitte Juni wollen wir in einer Reihe von dezentralen Veranstaltungen dann den Händlern vor Ort das Projekt vorstellen, um sie möglichst zahlreich zur Teilnahme zu gewinnen". Ab dem Sommer beginnt die Öffentlichkeitsarbeit, mit der die Bürger vom „regionalen Wirtschaften“ begeistert werden sollen. Im Oktober soll dann der eigentliche Startschuß mit einer großen Auftaktveranstaltung erfolgen.

Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung luden die Verantwortlichen noch zu einer „Nachbarschaftspflege“ ein. Hier durften die Gäste – als Überraschung – gleich einmal spielerisch die Idee der regionalen Wirtschaftskreisläufe umsetzen, in dem sie für „regionale Einkäufe“ am Büfett mit einem Bonus belohnt wurden.