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ISSN 1614-2853
5. Jahrgang

Keine Feierlaune am „Tag der Arbeit“


Mit Vorschuß-Applaus bedacht, begibt sich DGB-Funktionär Zellner zum Podium.

NEUMARKT. Die äußeren Rahmenbedingungen waren geradezu ideal: strahlender Sonnenschein vom azurblauen Himmel, aber eine richtige Feierlaune vermochte bei der Maifeier des Deutschen Gewerkschaftsbundes vor dem Rathaus nicht aufkommen. Wie ein drohendes Gewitter malten die Redner die sechs Millionen Arbeitslosen an den Horizont, der die gebremste Heiterkeit schon der Vorjahre schier auf den Nullpunkt fallen ließ.


Ver.di-Bezirksleiter Franz Zellner am Rednerpult vorm Rathaus.
Seine aufmerksamste Zuhörerin: die eigene Tochter.
Fotos: Erich Zwick
So konnte ver.di-Bezirksleiter Franz Zellner, der Hauptredner auf dem mit Fahnen und Transparenten umsäumten Platz, keinen erlösenden Lichtstreifen im Dunkel des Arbeitsmarktes ausmachen. Schlagworte wie Arbeitszeitverlängerung, Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Rentenkürzungen, Ausweitung der Lebensarbeitszeit und Abschaffung von Feiertagen jagte den für Neumarkter Verhältnisse zahlreichen Versammlungsteilnehmern einen Schauer nach dem andern über den Rücken.

Besonders bei der Streichung von Feiertagen hakte Zellner nach: Es sei schon sonderbar, dass das Bundesland Bayern mit den meisten Feiertagen die höchste Produktivität erziele. Damit sei der Argumentation der Arbeitgeber jeder Wind aus den Segeln genommen.


Fahnen und Transparente umrankten die Teilnehmer der DGB-
Kundgebung vor dem Rathaus.
Oberbürgermeister Alois Karl – ein treuer Besucher der DGB-Maifeiern, weil er im Gegensatz zu höhergestellten Politikern nicht Gefahr zu laufen braucht, ausgepfiffen und ausgebuht zu werden, sondern mit dankbarem Beifall bedacht wird – bezeichnete den sonntäglichen 1. Mai als einen „Tag des Aufbruchs“, der ein Signal für einen Umschwung in der Wirtschaft zum Positiven geben müsse. Bis zum nächsten 1. Mai müsse die Talsohle der Vergangenheit angehören.

Politik und Kirche – Alois Karl hatte vorher die KAB-Messe besucht – seien sich einig, dass nicht das Kapital, sondern der Mensch im Mittelpunkt stehen müsse. Im Kampf für dieses wieder einmal erstrebenswerte Ziel wünschte der Oberbürgermeister schnelle Schritte.

Wie hatte schon der Betriebsratvorsitzende der Firma Bögl, Josef Brandl, zu diesem Thema angemerkt: „Das wichtigste Kapital ist der arbeitende Mensch“ und, um noch einmal das Stadtoberhaupt zu zitieren: „Wer Arbeit hat, ist im sozialen Leben ganz anders verankert als ein Arbeitsloser.“

Ob die Appelle auch bei jenen angekommen sind, für deren Ohren sie eigentlich gedacht waren, ist fraglich. In die Ohren der doch nicht ganz trostlosen Mai-Begegnung spielte sich jedenfalls die Deininger Blasmusik.
Erich Zwick