Von Drogen und Alkohol getrieben?


Angeklagt wegen räuberischer Erpressung:
Rudolf B. (22) aus Neumarkt.
NEUMARKT. Die Anklage wiegt gewaltig: schwere räuberische Erpressung in zwei Fällen, falsche Verdächtigung in Tateinheit mit Freiheitsberaubung. Wegen dieser Verbrechen und anderer Delikte muß sich seit Donnerstag der 22-jährige Rudolf B. aus Neumarkt vor der 13. Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth unter Vorsitzendem Richter Thomas Gruber verantworten. Der aus Polen stammende Täter räumt zwar die von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfe ein, doch will er sich damit hinausreden, die Delikte im Drogen- und Alkoholrausch begangen zu haben.

Zu den Taten: Am 21. August vergangenen Jahres gegen 8.30 Uhr stürmte Rudolf B. mit einer silberfarbenen Schreckschußpistole bewaffnet und mit einer Schlitzhaube getarnt die Spielothek am Neumarkter Autobahnzubringer und zwang die Angestellte Liane W. zur Herausgabe der Nachteinnahme in Höhe von rund 1.000 Euro und dazu Spielchips im Wert von etwa 500 Euro, die sich jedoch als nicht weiter verwertbar erwiesen. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, sprang er auf den Tresen und fuchtelte wild mit der Waffe um sich. Mit der Beute hechtete er in dem bereitstehenden Wagen des in dieser Woche zu zehn Jahren Freiheitsentzugs verurteilten Mittäters russischer Staatsangehörigkeit, Robert Dietz (25), und brauste davon.

Die Überfallene, die immer noch unter den Geschehnissen vor gut einem Jahr leidet, hat inzwischen den Job gewechselt. Sie arbeitet jetzt bei Lidl als Kassenkraft. Als ihr Vorsitzender Richter Gruber die Tatwaffe zeigt und auf den schräg hinter ihr sitzenden Angeklagten deutet, entfuhr ihr ein entschrockenens: „Du warst das?“, weshalb sich der Richter über die kumpelhafte Anrede wunderte. „In unserem Alter duzt man sich“, erklärte die Zeugin.

Ehe der Angeklagte zu seinem zweiten größeren Schlag ausholte, unterlief ihm am Nürnberger Frauentorgraben mit einem geliehenen Fahrzeug ein Lenkfehler. Er rammte einen Vordermann und beging Unfallflucht – einen Führerschein hatte er ohnehin nicht.


Stand Todesängste aus:
Boutique-Besitzerin Asol B.
Am 12. September 2003 überfiel er in der Badstraße in Neumarkt die Boutique von Ladeninhaberin Asol B., nachdem er ein paar Tage vorher als Kunde dort aufgetreten war und modische Kleidung eingekauft hatte. Er betrat den Laden, setzte im Geschäftsraum die bei seiner Freundin Ludmilla in der Karl-Speier-Straße deponierte Schlitzhaube auf, zog die Waffe und herrschte die Geschäftsinhaberin an: „Leg dich auf den Boden, du Nutte!“

Diese glaubte zunächst an einen bösen Scherz, aber ihr „Kunde“ fackelte nicht lange: „Ich knall‘ dich ab“, verlieh er seiner Forderung nach Bargeld Nachdruck.

Während Asol B. die Scheine – etwa 300 Euro – zusammenkratzte, „bediente“ sich der skrupellose Räuber mit einer Lederjacke und Trikots im Wert von 650 Euro. Aufgrund der Täterbeschreibung konnte der Erpresser noch am gleichen Tag festgenommen werden. Seine beiden Taten entschuldigte er

Der 22-jährige Rudolf B. aus Neumarkt mit seinem Verteidiger.
Fotos: Erich Zwick
vor Gericht unter Tränen, dass er beim Überfall auf die Spielothek unter Alkohol und Drogen gestanden, bei dem Raub in der Boutique unter Entzugserscheinungen gelitten habe. Um sich mit Heroin zu versorgen – seit seinem 14. Lebensjahr sei er rauschgiftabhängig (zunächst Hasch, später Heroin) – habe er Geld gebraucht.

Um sich in der Untersuchungshaft von dem Überfall auf die Spielothek reinzuwaschen, hat er schließlich noch einen Unbeteiligten angeschwärzt. Diese falsche Verdächtigung brachte Ewald R. eine mehrtätige Untersuchungshaft und Robert B. den Vorwurf der Freiheitsberaubung ein.

Das Verfahren wird am 26. November fortgesetzt. Ebenfalls fortgesetzt wird am 1. Dezember die Verhandlung gegen den 22-jährigen Alexander J. aus Neumarkt mit deutschem und polnischem Pass, der sich mit drei weiteren Angeklagten wegen brutaler Raubüberfälle verantworten muß. Ihm droht eine Freiheitsstrafe von höchstens fünf Jahren, während der vierte Mitangeklagte, der 25-jährige Robert Dietz, rechtskräftig zu zehn Jahren Freiheitsentzug verurteilt wurde. Dietz hatte mit dem Neumarkter Rudolf B. den Überfall auf die Spielothek ausgeheckt und war für ihn Schmiere gestanden.
Erich Zwick


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