Wenn das "Goldene Buch" reden könnte...


Die erste Seite des "Goldenen Buches" vom 4. März
1950.
NEUMARKT. "Reden ist Silber, aber Schweigen ist Gold", sagt der Volksmund, der allerdings nicht das "Goldene Buch" der Stadt Neumarkt kennt.

Ein jeder der 187 Einträge könnte einen ganzen Roman erzählen - zum Beispiel den von der ersten Seite vom 4. März 1950, als die Stadt ihre Kreisfreiheit wieder erlangte. Da haben sich Persönlichkeiten "verewigt" wie der damalige Staatsminister für Unterricht und Kultus, Dr. Dr. Alois Hundhammer, Regierungspräsident Dr. Wein, Landrat Dr. Otto Schedl und Oberbürgermeister Theo Betz.

Hätte damals der "Theo" schon geahnt, dass ihm zum Ende seiner Amtszeit das Privileg der Kreisunmittelbarkeit wieder genommen wird, hätte er seinerzeit schon eine warnende Andeutung ins

Ehe es ins Archiv wandert, lassen Oberbürgermeister Alois Karl
und Amtmann Thomas Thumann die Einträge im "Goldenen
Buch" noch einmal Revue passieren.            Fotos: Erich Zwick
Gold-Buch geschrieben, die nur noch mündlich überliefert ist. 23 Jahre später, als die Rückgliederung der kreisfreien Stadt in den Landkreis drohte, hat er gewettert: "Den Minister, der die Kreisfreiheit Neumarkts antastet, den soll der Teufel holen." Dazu kam es dann allerdings nicht, aber der Kreis holte die Stadt, was dieser rückblickend betrachtet gar nicht so schlecht bekam.

Solche Episoden stehen natürlich nicht im "Goldenen Buch", dessen erster Nachkriegsband sich gestern von der Öffentlichkeit verabschiedete und ins wohlgesicherte Stadtarchiv wanderte. Aber schon präsentierten Oberbürgermeister Alois Karl und Verwaltungsamtmann Thomas Thumann die noble Nachfolge-Ausgabe mit einem Einband aus Oasenziegenleder, vier Buchschrauben und Echtgoldprägung. Auf 200 Seiten können sich nun Prominente und andere Personen der Zeitgeschichte "unsterblich" machen.

Die erste Seite ist eine Ehrerbietung an das regierende Kommunalparlament, das sich auf dieser eigens von Hochbauamtsleiter a.D. Bruno Strich gestalteten Seite "verewigen" darf. Die feierliche Zeremonie findet im Rahmen der Weihnachtssitzung am 16. Dezember 2004 statt.

Noch ein paar wichtige Einträge aus dem zeitgeschichtlichen Nachkriegsband, der künftig als Nachschlagewerk dient. Dreimal hat Dr. Alfons Goppel zum Füllfederhalter gegriffen: im Oktober 1960 als Bayerischer Innenminister, im November 1966 und im Februar 1974 als Bayerischer Ministerpräsident. Dass solch ein ehrenvoller Eintrag für den Ausgezeichneten ein gewisses Lampenfieber auslösen kann, verdeutlicht die Grußbotschaft des Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß am 30. Juni 1982. In der Aufregung vergaß er bei "...des Dankes" das Genitiv-S.

Die Auswahl derjenigen, die sich ins "Goldene Buch" eintragen dürfen, erfolgt nach dem Zufallsprinzip. Anders ist es nicht zu erklären, dass gerade "die rote Renate", damals Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, am 11. September 1991 ihr "Renate Schmidt" als 100. Eintrag aufs weiße Papier schnörkeln durfte.

Den letzten Eintrag markierte Bayerns Innenminister Dr. Günther Beckstein aus Anlaß der Verkehrsübergabe der Pöllinger Umgehungsstraße. Und damit schloß das "Goldene Buch" so wie es begonnen hatte: mit einem Bayerischen Staatsminister.
Erich Zwick


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