Innovationspreis für Lammsbräu

Bundesverbraucherministerin Renate Künast überreichte auf der ANUGA 2003 den ersten Hauptpreis des Wettbewerbs "Innovationspreis Bio-Lebensmittel-Verarbeitung" sowie das Kunstwerk an Dr. Franz Ehrnsperger, Inhaber der Neumarkter Lammsbräu.
NEUMARKT. Bundesverbraucherministerin Renate Künast zeichnete ( wie bereits ausführlich berichtet) auf der ANUGA in Köln das Unternehmen Neumarkter Lammsbräu mit einem der beiden ersten Hauptpreise des Wettbewerbs "Innovationspreis Bio-Lebensmittel-Verarbeitung" aus.

Bei dem erstmals vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft initiierten Wettbewerb waren branchenübergreifend innovative Leistungen bei der Verarbeitung ökologischer Produkte gefragt. Mit Hilfe einer zehnköpfigen Expertenjury wurden insgesamt 48 Bewerbungen geprüft, 13 Betriebe kamen in die engere Wahl. Ebenfalls mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde neben der Neumarkter Privatbrauerei die Teutoburger Ölmühle, den dritten Preis erhielt die Chiemgauer Naturfleisch GmbH. Außerdem gab es fünf weitere Auszeichnungspreise. Minsterin Künast überreichte den Innovationspreis auf dem Messestand "Spezial Ökologischer Landbau und Verarbeitung" des Bundesministeriums.

Das seit 375 Jahren bestehende Neumarkter Lammsbräu in der Oberpfalz/Bayern hatte sich beim "Innovationspreis Bio-Lebensmittel-Verarbeitung" in allen fünf vorgegebenen Innovationsfeldern beworben - Technologie und Verfahren, Rohstoffart und -erzeugung, Marketing, Umweltleistungen, Kulturelles und Soziales. Voraussetzung für einen der Hauptpreise waren Leistungen in mindestens zwei Feldern, was für Lammsbräu kein Problem darstellte. "Das Unternehmen ist praktisch in allen Teilbereichen vorbildlich innovativ tätig, das Gesamtkonzept ist hervorragend!", fasste das Jurymitglied Dr. Urs Niggli bei der Jurorensitzung zusammen.

Die kieselgurfreie Bierfiltration der Neumarkter Lammsbräu setzt vollkommen neue Maßstäbe für eine nahezu abfallfreie Filtertechnik. Braumeister Franz Stettner (links) und sein Kollege warten die Filteranlage, für die Neumarkter Lammsbräu jetzt neben anderen innovativen Leistungen den ersten Hauptpreis beim "Innovationspreis Bio-Lebensmittel-Verarbeitung" erhalten hat.
Fotos: Neumarkter Lammsbräu
Besonders hervorzuheben sind die Leistungen in den Bereichen "Technologie und Verfahren". Den Neumarktern gelang es, mit Hilfe von Zellulosefasern eine kieselgurfreie Filtration zu realisieren. Dieser Filter erlaubt eine besonders schonende Filtration, um die Wertstoffe des Bieres zu erhalten. Weltweit werden alle Biersorten, mit Ausnahme der naturtrüben Biere, mittels Kieselgurfiltration geklärt. Bis vor wenigen Jahren war die Entsorgung von Kieselgur unproblematisch, es konnte in die Kanalisation eingeleitet werden. Inzwischen gibt es jedoch in fast allen Kommunen Einleiteverbote für feste Stoffe. Dem daraufhin üblichen Entsorgungsweg über die Hausmülldeponien steht nun ab 2005 ebenfalls das gesetzliche Aus bevor. Mit seiner Umstellung auf kieselgurfreie Filtration erwies sich Lammsbräu ein weiteres Mal als weit vorausschauender Pionier. Mittlerweile wird in der innovationsfreudigen Brauerei schon eifrig an einer Weiterentwicklung des Filtrationsverfahrens gearbeitet. Ein neu entwickeltes Filtermedium hat bereits die ersten Testläufe in der Produktion durchlaufen. Das Restprodukt nach der Filtration ist möglicherweise als hochwertiges Viehfutter verwendbar. Damit setzt Lammsbräu vollkommen neue Maßstäbe für eine nahezu abfallfreie Filtertechnik.

Höchste Anerkennung gab es für die Brauerei auch im Innovationsfeld "Umweltleistungen": Der Betriebsablauf wird kontinuierlich überprüft und Schwachstellen in einem so genannten Öko-Controlling Bericht aufgeführt. Defizite werden damit erkannt und Lösungsansätze entwickelt. Zu den daraus resultierenden Maßnahmen zählen unter anderem pflanzen-ölbetriebene LKWs und PKWs: 1997 fuhren die ersten entsprechend umgerüsteten PKWs mit Pflanzenöl. Das hierzu notwendige Öl wird aus Leindotter gewonnen, der zusammen mit der ökologischen Braugerste als Mischfrucht von den Partnerlandwirten der Brauerei angebaut wird. Mittlerweile sind es zwölf PKWs, ein Kleinbus und seit November 2002 sogar ein LKW. Damit wurden in den letzten drei Jahren über 150 t Kohlendioxid-Emissionen eingespart. Die Photovoltaikanlage, die den Strom für die Beleuchtung des Getränkeabholmarkts liefert, fand im Umfeld des Lammsbräu viele Nachahmer. Darüber hinaus sorgt eine Solaranlage auf dem Dach der Mälzerei für die Erwärmung der Luft in der Darre.

Im Bereich "Rohstoffart und -erzeugung" wurde die enge Zusammenarbeit mit den 106 Landwirten des Bioland-Erzeuger-zusammenschlusses für ökologische Braurohstoffe (EZÖB) lobend erwähnt. Dr. Franz Ehrnsperger, der das mittelständische Unternehmen mit 85 Mitarbeitern leitet, lässt das Reinheitsgebot für sein Öko-Bier schon "auf dem Acker" beginnen. Nur ausgewähltes Saatgut darf für den Anbau verwendet werden, um hochqualitative Rohstoffe zu erzeugen. Auf diese Weise trägt er zur Sicherung des Einkommens der Landwirte bei und sorgt für 4.000 ha ökologisch bewirtschaftetes Land in der Region. Zur Gewährleistung der Qualität wird außerdem für die Biergärung nur Bierhefe aus der brauereieigenen Reinzucht eingesetzt und zum Brauen ausschließlich naturbelassenes Wasser aus dem eigenen Brunnen. Um das Öko-Braugetreide sortenrein zu vermälzen, unterhält Neumarkter Lammsbräu eine eigene Mälzerei, die heute in der deutschen Braulandschaft eine Seltenheit darstellt.

Der schon mehrfach ausgezeichnete Bräu von Neumarkt zeigte sich über die Ehrung durch Bundesverbraucherministerin Künast hoch erfreut: "Der Innovationspreis durch das Bundesministerium ist für mich und mein Team etwas ganz Besonderes! Wir nehmen ihn als Herausforderung, die Zukunft auf unserer Erde auch weiterhin ein wenig mitzugestalten."

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