"Öko-Landbau weit überlegen"

Dr. Franz Ehrnsperger, Inhaber der Brauerei, Bernhard Böhm, Malzmeister, und Josef Dimler, Öko-Landwirt aus Eichenhofen, bei der Anlieferung der Öko-Braugerste bei Neumarkter Lammsbräu.
NEUMARKT. Das Klagen der Landwirte über dramatische Ernteausfälle findet in diesem Sommer kein Ende. Da konventionell bestellte Felder nicht in der Lage sind ausreichend Wasser zu speichern, sind Ernteschäden und geringe Erträge die Folge der lang anhaltenden Dürre. Ganz anders sieht es im ökologischen Landbau aus. "Die geplanten Erntemengen für Öko-Getreide zum Bierbrauen werden in diesem Jahr deutlich überschritten. Der Vollgetreideanteil beträgt über 95 Prozent", berichtet Dr. Franz Ehrnsperger, Inhaber der Neumarkter Lammsbräu. "Die heurige Ernte übertrifft die Vorjahre bei weitem".

Die hervorragenden Ernteerträge und die hohe Qualität der Öko-Braugetreide lassen sich durch die ausgezeichnete Bodenbeschaffenheit und -fruchtbarkeit dieser Äcker erklären. "Da die ökologisch bewirtschafteten Böden über einen hohen Humusstatus verfügen, sind diese Äcker grundsätzlich besser gegen Trockenheit gefeit, als konventionell bestellte", erklärt Prof. Dr. Michael Succow, Leiter des Botanischen Institutes und des Botanischen Gartens der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

Der Humusboden ist gekennzeichnet durch ein aktives Bodenleben. So sorgt beispielsweise der Regenwurm für die Perforation des Bodens und sichert damit die Wasserspeicherung. "In den lockeren Boden können die Wurzeln des Öko-Braugetreides tief eindringen - die Pflanze erhält eine ausreichende Versorgung an Wasser und Nährstoffen, die vom Humus gespeichert werden", berichtet Herrmann Heiselbetz, Vorstand der EZÖB (Bioland-Erzeugerzusammenschluss für Braurohstoffe aus kontrolliert ökologischem Landbau). "Bereits bei der Aussaat, die in diesem Jahr etwas früher erfolgte, konnten wir feststellen, dass sich das Saatgut trotz des strengen Winters gut in unsere ökologisch bewirtschafteten, lockeren Böden einbringen ließ."

Auch die abwechslungsreiche Fruchtfolge, die organische Düngung und die schonende Bodenbearbeitung beim ökologischen Landbau gewährleisten die gute Bodenfruchtbarkeit und -feuchtigkeit. So sorgt die über das ganze Jahr vorhandene, stabile Pflanzendecke für eine natürliche Kühlfläche, die den Boden feucht hält. "Beim ökologischen Landbau hat der Mensch von der Natur gelernt - der natürliche Kreislauf bleibt intakt", beschreibt Prof. Succow die Vorteile. Im Gegensatz dazu sind beim konventionellen Landbau die Felder längere Zeit ohne Bodenbedeckung, sind extrem verdichtet, trocknen dann stark aus und das Bodenleben geht zugrunde. Die Wurzeln des Getreides sind nur schwach entwickelt, da die Nährstoffversorgung "von oben durch künstliche Düngemittel erfolgt". Bei mangelndem Regen wird die Pflanze unterversorgt, das Getreide vertrocknet - es kommt zu Ernteausfällen wie in diesem Sommer.

Humus senkt Kohlendioxidbelastung

Als Humus werden organische Stoffe im und auf dem Boden bezeichnet, die von abgestorbenen Pflanzen und Tieren herrühren. Humus besteht vornehmlich aus Kohlenstoff, der aus dem Kohlen-dioxid der Luft stammt. Humus senkt die Kohlendioxidbelastung der Atmosphäre - der Treibhauseffekt wird so durch den ökologischen Landbau gemindert.

Notwendige Überzeugungsarbeit

Hohe Ernteerträge, hochwertige Qualität sowie eine verminderte Erderwärmung sprechen für die Umstellung von konventionellem Landbau auf ökologische Anbaumethoden. "Wir haben vor vielen Jahren unsere Landwirtschaft aus Überzeugung komplett umgestellt", sagt Herrmann Heiselbetz. "Das stetige Steigern der Produktion und die damit verbundene extrem hohe Düngemittel-ausbringung mussten ein Ende haben. Durch unseren Erfolg haben wir bewiesen, dass es auch anders geht." Was würde also geschehen, wenn ganz Deutschland auf ökologischen Landbau umstellt? "Wir hätten gesunde Nahrungsmittel in hochwertiger Qualität und die Vollversorgung von Deutschland wäre sichergestellt, wie Studien beweisen", antwortet Prof. Succow. "Zudem würden mehr Menschen eine Beschäftigung finden." Ein weiterer ökologischer Vorteil ist das hochwertigere Grundwasser, da es keiner Belastung durch Pestizide und Düngemittel ausgesetzt ist. Gebiete in denen ökologische Landwirtschaft betrieben wird, verfügen zudem über wesentlich mehr Grundwasser. "Eine Umstellung wäre eine rundum vernünftige Lösung für Mensch und Natur."

Öko-Brauerei mit eigener Mälzerei

Um die Nachhaltigkeit seines Wirtschaftens zu garantieren, hat Dr. Franz Ehrnsperger bereits vor über 20 Jahren konsequent seine Brauerei auf ein ökologisches und umweltfreundliches Brauverfahren umgestellt. So stammen alle Braugetreide ausschließlich aus ökologischem Anbau. Seit 1989 braut Neumarkter Lammsbräu nach Richtlinien für die Herstellung ökologischer Biere und Braurohstoffe gemäß höchsten Sicherheitsstandards. Wesentlicher Bestandteil der Braurichtlinien ist die Mälzung des Getreides in der hauseigenen Mälzerei, die in der deutschen Braulandschaft eine Seltenheit darstellt. Neumarkter Lammsbräu, Deutschlands größte Öko-Brauerei, wurde vor 375 Jahren erstmalig urkundlich erwähnt und befindet sich seit 1800 im Besitz der Familie Ehrnsperger.

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