Minister verleiht Denkmalschutzmedaille

NEUMARKT. Reinhard Veith als Vorsitzender der Wolfsteinfreunde und das Ehepaar Pickl als Sanierer des alten Hirtenhauses in Oening erhielten am Mittwoch von Staatsminister Hans Zehetmair die Denkmalschutzmedaille verliehen.
Nachfolgend Auszüge aus der Laudatio:

Reinhard Veit

Reinhard Veit (auf dem Foto mit Gattin) ist seit vielen Jahren 1. Vorsitzender der Wolfsteinfreunde e. V.. Die Burg Wolfstein, im Mittelalter Stammburg der "Wolfsteiner", einem der bedeutenden Grafengeschlechter der südlichen Oberpfalz, liegt hoch über der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz. Veit hat sich in seiner Eigenschaft als Vereinsvorsitzender um den Erhalt der historisch bedeutsamen Ruine sehr verdient gemacht. Ihm ist es zu verdanken, dass sich die Instandsetzungsarbeiten an der Burg, die unter der Federführung des Staatlichen Hochbauamts Regensburg und mit fachlicher Begleitung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt werden, von einer "Grabungsaktion von Burgfreunden" zu einer wissenschaftlich betreuten Rettungsaktion gewandelt haben. Reinhard Veit ist die treibende Kraft für die immer noch laufende Sanierung, deren Hauptarbeiten 2003 abgeschlossen sein sollen, so dass die Burg dann dauerhaft vor dem Verfall gesichert sein wird. Hervorzuheben ist insbesondere, dass Herr Reinhard Veit praktisch seine ganze Freizeit für die Burgruine Wolfstein opfert. Die heutige Verleihung der Denkmalschutzmedaille soll deshalb Dank und Ansporn zugleich sein.

Stilla und Sebastian Pickl

Die Eheleute Pickl (auf dem Foto mit Sohn), die eine Nebenerwerbslandwirtschaft betreiben, erwarben das ehemalige Hirtenhaus der Stadt Berching, Ortsteil Oening, Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz, um es abzubrechen und an gleicher Stelle ein neues Haus für eines der Kinder zu bauen. Bei dem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichteten Anwesen handelt es sich um eine noch vollständig erhaltene Hofstelle mit giebelständig zur Straße angeordnetem Wohnstallhaus und einem mit gleicher Firstrichtung leicht versetzt liegenden Steinstadel. In dem Hof vereinigen sich die Merkmale mehrerer Hauslandschaften. Die Kalkbruchsteine und die frühere Dachabdeckung mit genagelten Kalkschieferplatten, sog. "Zwicktaschen", weisen auf das Jurahaus hin, die Fassadengliederung und der steilere Giebel auf Hausformen der mittleren Oberpfalz.
Die Familie Pickl konnte nach mehreren Gesprächen für eine Sanierung des Gebäudes gewonnen werden. Erst einmal von der Erhaltenswürdigkeit des ehemaligen Hirtenhauses überzeugt, beteiligten sich alle Generationen der Familie Pickl - trotz mancher Rückschläge - mit großem Engagement. Trotz der täglichen landwirtschaftlichen Arbeit übernahmen sie viele Tätigkeiten selbst, vor-nehmlich die Holz- und Bruchsteinarbeiten, die in großem Umfang anfielen. Da-für sei dem Ehepaar Stilla und Sebastian Pickl heute gewissermaßen stellvertre-tend für die ganze Familie gedankt.

Aus der Rede des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair, anlässlich der Verleihung der Denkmalschutzmedaille für das Jahr 2001 am 27. November 2002 in München:
"Dieser Tag, an dem - jährlich wiederkehrend - besondere Verdienste um Denkmalschutz und Denkmalpflege ausgezeichnet werden, ist für den zuständigen Staatsminister ein besonderer Grund zur Freude. Solche Anlässe bietet der Arbeitsbereich Denkmalpflege leider nicht täglich. Häufiger nämlich sehe ich mich als verantwortlicher Minister an die "Front" geschickt, um ? beispielsweise - Betriebs- und Fördermittel für die Denkmalpflege zu beschaffen oder auch einmal allzu hohe Erwartungen an die bestehenden finanziellen Fördermöglichkeiten des Staates auf ein vernünftiges Maß zurecht zu rücken. Das Wissen um den herannahenden Tag der Verleihung der Denkmalschutzmedaille erleichtert mir aber derartige Arbeitstermine immer sehr.
Sie sind, wie Sie wissen, wegen Ihrer Verdienste um die Denkmalpflege für die Denkmalschutzmedaille vorgeschlagen worden. Die meisten von Ihnen und viele andere Menschen mit gleichartigen Verdiensten haben sich der Denkmalpflege nicht erst kürzlich und auch nicht von heute auf morgen verschrieben, sondern sind schon vor langer Zeit von diesem "Bazillus" befallen worden.
Es gibt aber auch andere Medaillenträger oder Anwärter auf diese Ehrung; solche nämlich, die erst geläutert werden mussten, um dann - wie wir immer wieder feststellen können - mit umso größerer Überzeugung für die Sache der Denkmalpflege aktiv zu werden. Ob sich jemand im heutigen Kreis dieser Spezies zugehörig fühlt, ist mir nicht bekannt. Ich darf Ihnen gleichwohl versichern, dass wir uns über solche Personen in doppelter Weise freuen. Einmal natürlich deshalb, weil die Sache der Denkmalpflege befördert worden ist bzw. befördert wird, zum anderen aber auch deshalb, weil damit zugleich eine "psychische Ertüchtigung" mindestens eines oder einer Bediensteten des Landesdenkmalamts verbunden ist. Denn es ist der wohl größte anzunehmende Erfolg eines Denkmalpflegers, einen Widersacher oder eine Widersacherin auf den rechten Weg gebracht, biblisch gesprochen vom Saulus zum Paulus gewandelt zu haben. Im Fußball wäre das ungefähr vergleichbar mit einem Kontersieg über den beständigen Erzrivalen. Das gibt Kraft für eine ganze Saison. Deshalb betrachten Sie Ihre Verdienste bitte auch als Beitrag zum psychischen Wohlbefinden der Bediensteten des Landesamts für Denkmalpflege, letztlich also als Investition in die Zukunft."
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