OB warnt vor „Abschnürung des Stadtzentrums“

 

NEUMARKT. Wenn die Wörter „Einkaufszentrum“ und „Unteres Tor“ gemeinsam auftauchen, und dann auch noch auf der Tagesordnung einer Neumarkter Stadtratssitzung, braucht es keine prophetische Kräfte, um ein hartes Aufeinanderprallen von OB Alois Karl und Flitz-Stadtrat Hans-Jürgen Madeisky vorauszusagen. Am Donnerstagabend war es besonders hart: Karl warf Madeisky „gedankliche Verwirrtheit“ vor, Madeisky forderte eine Entschuldigung, sonst sei er, Karl, bei einer neuerliche Beleidigung „dran“.

Seitdem die Neumarkter Bürger in ihrer Abstimmung das geplante Einkaufszentrum des Investors Harry Krause am Unteren Tor ein Begräbnis erster Klasse verpasst haben, hat sich dort nichts mehr getan. Die Stadt will sich nicht vorwerfen lassen, Entwicklungen verpasst zu haben, hieß es aus der Verwaltung. Schließlich sei die Nachfrage nach Einzelhandels-Verkaufsflächen groß und die Stadt könne einen Kaufkraft-Abfluß an die Städte rings um Neumarkt nicht zulassen. Im Umkreis von 45 Autominuten rund um Neumarkt seien 168 000 Quadratmeter zusätzliche Einzelhandels-Verkaufsfläche vorgesehen oder schon verwirklicht.

Die Opposition witterte dagegen ein „Einkaufszentrum am Unteren Tor durch die Hintertür“, wie es in einem Bericht in beiden Neumarkter Tageszeitungen hieß. SPD-Stadtrat Karl-Heinz Brandenburger, der sich als Autor der Artikel outete, wollte „kein Komma“ zurücknehmen. Er kritisierte auch, dass in der Stadtratssitzung von der Verwaltung zahlreiche Stellungnahmen und Protokoll-Notizen von mehreren Oppositions-Stadträten überlebensgroß per Overhead an die Wand geworfen hatte, in denen die sich vor Jahren für ein Einkaufszentrum am Unteren Tor ausgesprochen haben: „Ich war auch für das Einkaufszentrum!“ Aber dann hätten die Neumarkter Bürger anders beschlossen und damit sei das Thema vom Tisch: „Da bin ich schon Demokrat genug !“

Im übrigen wurde von der SPD angeregt, zum Beispiel in Nürnberg nicht nur die kürzlich geschaffenen Verkaufsflächen zu sehen, sondern auch den leerstehenden Teil, „wo man schön Rollschuhlaufen kann!“

In Neumarkt sei das Problem, dass ständig potentielle Mieter anfragen, dass aber andererseits keine Zusagen gegebenen werden können, weil noch kein Konzept für die Zukunft entwickelt sei, sagte der OB.

Rund um die Stadt gäbe es sechs, möglicherweise sogar acht passende Standorte für Einzelhandels-Einkaufszentren. Der OB nannte hier das ehemalige Camping-Berger-Gelände, die Regensburger Straße, die Nürnberger Straße, den Berliner Ring oder auch das Gewerbegebiet Stauf-Süd. Mittelgroße Einkaufszentren an diesen Stellen könnten die Innenstadt „abschnüren“ und würden einen Kollaps für das Stadtzentrum bedeuten, sagte der OB. Nur die Altstadt zu stärken und Verkaufsflächen an den Randgebieten abzuwimmeln werde man nicht durchhalten können, denn bis zu einer bestimmten Größe der Verkaufsfläche könnten die Grundbesitzer oder die Interessenten eine Genehmigung auch gerichtlich durchsetzen. OB Karl: „Die Frage ist: sollen wir alles blockieren oder wollen wir das Heft wieder selbst in die Hand nehmen ?“

Für Hans-Jürgen Madeisky war die Diskussion ein Versucht, das Einkaufszentrum an Unteren Tor „durch die Hintertür“ einzuleiten. Er wies eindringlich auf das Votum der Neumarkter hin und sagte, dass man in Neumarkt im übrigen „alles kaufen kann – außer vielleicht Sachen in Konfektionsgröße 38 !“  Hier hatte der wohlbeleibte Karl-Heinz Brandenburger die Lacher fraktionsübergreifend auf seiner Seite, als er dazwischenrief: „Oder Größe 165 !“

 


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