Die imposanten Brauereiwägen eröffnen die Pferdeparade zum Ausklang des Volksfestes.
NEUMARKT. Sein erneutes Fernbleiben wurde zwar registriert, aber nicht als unhöflich empfunden.
"Der Bayerische Ministerpräsident muß seine Münchner CSU im Zaum halten und zügeln", kommentierte trocken Oberbürgermeister Alois Karl das Fehlen von Edmund Stoiber auf der publikumswirksamen Pferde- und Fohlenschau zum Abschluß des 175. Juravolksfestes.
Oberbürgermeister Alois Karl als "Blumenkavalier". Hinter dem Gebinde beinahe verschwunden: Barbara Stamm; Herbert Fischer (links) beobachtet feixend die Szene.
Dafür wurde der "Überraschungsgast" , die Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags und ehemalige Arbeits- und Sozialministerin Barbara Stamm, um so herzlicher begrüßt und mit stürmischem wie dankbarem Beifall bedacht. "Wir stellen Sie gleich ins Wasser", wandte er sich an die von der fernsehberühmten Veitshöchheimer fränkischen Narrensitzung spaßgewohnten Politikerin, aber meinte mit "Sie" kleingeschrieben das Blumengebinde, das er ihr galant überreichte.
Sie warten auf ihren großen Auftritt und bewerben sich um den Preis der Stadt Neumarkt und um den Fritz-Hartmann-Gedächtnispreis.
Die Liste der Ehrengäste war lang, dass das Stadtoberhaupt schließlich Mitleid mit den erwartungsfroh gestimmten vieltausend Zuschauern hatte: "Sie sind zu keinem langatmigen Vortrag gekommen, sondern zu einer kurzweiligen Präsentation."
Trotzdem mußte Alois Karl noch ein paar Worte verlieren, ehe die Jagdhornbläser des Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverbandes zum Halali in die Arena bliesen.
Volksfestreferent Herbert Fischer, MdL, begrüßt die Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm mit Gatten.
So bekam noch Volksfestreferent Herbert Fischer sein Fett weg, der vom Ministerpräsidenten noch immer nicht als "Staatssekretär für Volks- und Heimatfeste" ins Kabinett berufen wurde, und der Staatssekretär in Amt und Würden, Hans Spitzner, der "wegen seines weiten Weges" sicherlich noch später eintrudeln könnte. Da lobte er den CSU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Joachim Hermann, und Regierungspräsident Weidinger, die schon vor dem frühmorgendlichen Auftakt um 9 Uhr artig ihre Plätze eingenommen hatten, zu denen sie der Leiter des Ordnungsamtes Thomas Thumann und seine charmante Assistentin im angemessenen Outfit geleiteten. Und selbst Brüssel ließ grüßen: MdEP Albert Deß war aus seiner Röckersbühler "Dependance" herbeigeeilt.
Die Kutsche mit den Friesen-Hengsten von Richard Atzmannsdorfer aus Pilsach erhielt lang anhaltenden Applaus.
Fotos: Erich Zwick
Dann aber gehörte die dicht an dicht gesäumte Manege den edlen und schon selten gewordenen Pferden mit ihren stolzen Besitzern. Den bunten Reigen eröffneten die festlich herausgeputzten Festwägen der heimischen Brauereien, gefolgt von den Kaltblüter-Gespannen bis hin zu den niedlichen Kleinpferden und Ponys. Aufgelockert wurde das Defilee durch Sondervorführungen, so mit Toni Bauer aus Seligenporten, mit Hans Lubers Kaltblut-Zuchtschau und schließlich mit dem von Klaus Luber befohlenen Römerwagen, und der Reitstall Mooswiese gab eine Unterrichtsstunde in Sachen Pferde-Farben.
Die Jagdhornbläser des Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverbandes begrüßen mit Signalen edle Rösser, Reiter und Repräsentanten.
Ein klein bißchen Wehmut durfte schließlich auch noch mitschwingen: Der Leiter der Bewertungskommission der Pferde- und Fohlenschau, Dr. Gernot Schott, geht mit Vollendung seines 65. Lebensjahres in den wohlverdienten Ruhestand. Der Scheidende ist seit 1985 der Leiter des Staatlichen Veterinäramtes in Neumarkt; sein Nachfolger ist Dr. Herbert Stauss.
Und ein weiteres Lebewohl rief Oberbürgermeister Alois Karl dem Leitenden Polizeidirektor Heinrich Riederer zu, der am 1. Oktober in den Ruhestand geht. Der Führungsbeamte "hatte bei Anliegen und Sorgen im Sicherheits-/Polizeibereich im Gebiet der Stadt Neumarkt stets ein offenes Ohr und bemühte sich um Lösungen", hob das Stadtoberhaupt ehrend hervor.
