Schlafenden auf Parkbank angezündet: Mord!

Sie gilt als die Drahtzieherin des Mordkomplotts: die berufslose Jana T. (links)
NEUMARKT/ALTDORF. Weil er vier Sandlern keine billigen Zigaretten aus Polen besorgte, mußte ein 53jähriger Obdachloser qualvoll sterben. Das teuflische Quartett steht seit Donnerstag vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth, wo es sich wegen Mordes und Beihilfe zum Mord verantworten muß.

Den vier Angeklagten - unter ihnen ein 30jähriger Neumarkter - wird vorgeworfen, im Spätherbst 2002 am Altdorfer Ankerweiher ihr Opfer angezündet und es seinem Schicksal überlassen zu haben.

Der Attackierte wurde als lebende Fackel von zwei abendlichen Spaziergängerinnen - eine von ihnen zufällig eine Neumarkterin - gefunden. Sie versuchten, den Mann mit Löschwasser aus dem Weiher zu
Die vier Angeklagten; rechts die treibende Kraft Jana T., vorne einer der vier Verteidiger.
Fotos: Erich Zwick
retten, doch die Verbrennungen dritten Grades waren so schwer, dass er im Klinikum Nürnberg-Süd verstarb.

Als Drahtzieherin für die Untat gilt laut Anklageschrift die 18jährige Jana T. aus Unterweilitzleithen bei Altdorf. Mitangeklagt sind der gebürtige Neumarkter Karsten S. (30), der polnische Staatsangehörige Roman L (49) und der als zweiter Haupttäter geltende Hermann L (27).

Laut Anklageschrift ging es um 30 Euro, für die das spätere Opfer Zygmunt R. (53) billige Zigaretten aus Polen besorgen sollte. Als die vier Stadtstreicher, ein Maler, zwei Arbeitslose und ein Frührentner, die Ware in Empfang nehmen wollten, konnte der Kurier nicht dienen. Er lag stockbesoffen auf der Parkbank. Darauf zündeten die Haupttäter - Jana T. und Hermann L. - den nicht Ansprechbaren kurzerhand an und entfernten sich, während er lichterloh brannte. Die anderen beiden sahen aus respektabler Entfernung zu, ohne einzuschreiten.

Am ersten Verhandlungstag am Donnerstag belastete die berufslose Hauptverdächtige den Mittäter Hermann L. schwer. Nicht sie sei die Drahtzieherin gewesen, sondern der arbeitslose Hermann L. Dieser habe seinem Opfer mit den Worten gedroht: "Du bist sowieso ein blöder Pollack, dich zünd' ich an" und kurz vor der Tat gegenüber der Mitangeklagten gedroht: "Den bring' ich um", worauf sie - Jana - ihn ermuntert habe: "Dann mach's!".

Der Feuer-Attacke war ein Geplänkel vorausgegangen, das die blonde Hauptangeklagte als "Blödsinn" und "Spaß" abgetan wissen wollte. So stocherte sie an dem Schlafenden mit einem Schirm herum, goß ein Alko-Mixgetränk über ihn aus und durchnäßte ihn mit einer halben Flasche Deo-Spray.

Als der vermutlich total Betrunkene auf all das nicht reagierte - zwischendurch klaute ihm die Angeklagte 17 Euro aus der Hemdtasche -, beschloß man, dem Polen, der seit zehn Jahren in Deutschland lebte und vom Autohändler ins Obdachlosen-Milieu abrutschte, einen "Denkzettel" zu verpassen.

Zunächst zog der Angeklagte L. einen Plastikbeutel über den Kopf des Opfers, was seine Mittäterin fotografisch festhielt. Nach "drei bis fünf Minuten" änderte man den "Denkzettel-Plan". Er sollte als Fackel büßen. Mehrere Versuche mit brennenden Zigaretten schlugen fehl, bis angezündete Papiertaschentücher auf die Kunstlederjacke übergriffen. Da entfernten sich die beiden Drahtzieher - die anderen Mitwisser hatten bereits vorher den Tatort verlassen - und schworen in ihrer gemeinsamen Unterkunft, sich gegenseitig nicht zu belasten. Doch da klingelte schon die Polizei und nahm die beiden fest.

Inzwischen hatten zwei vorbeikommende Frauen im Alter von 36 und 40 Jahren die noch lebende Fackel entdeckt, rissen Plastiktüten aus Abfalleimern und holten Löschwasser aus dem Weiher. Doch ihr Einsatz erwies sich als vergebens.

Der Prozeß, für den sechs Verhandlungstage angesetzt sind, wird am 29. Juni fortgesetzt.
Erich Zwick


neumarktonline berichtete damals:
Junge Leute zündeten Obdachlosen an: Höchste Lebensgefahr !
Vierter Verdächtiger festgenommen
Obdachloser starb !

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